Es ist gleichzeitig traurig und schön, dass seit diesem Jahr der Nussknacker meiner Grosseltern mit uns Weihnachten feiert.
Traurig, weil sie nun beide nicht mehr da sind, ihn am ersten Advent nicht aus einer Kiste holen und aufstellen können. Schön, weil ich ihn seit meiner Kindheit liebe. Nicht ganz so sehr wie seinen Zwilling, der genau gleich aussieht ausser dass seine Haare weiss und viel weicher sind und mit dem ich aufgewachsen bin. Aber da meine Grosseltern beide am 25. Dezember Geburtstag hatten, sind wir oft am ersten Weihnachtsfeiertag zu ihnen gefahren und da stand er jedes Jahr, in der guten Stube an der gleichen Stelle. Mit diesem hier durfte man freilich nicht spielen (der Nussknacker aus meinem Elternhaus ging durch alle Kinder-, Enkel-, und Urenkelhände – ich habe stundenlang seinen Bart gestreichelt (vermutlich Kaninchenfell) und als ich einmal un_be_dingt Nüsse damit knacken wollte, bekam ich ein paar Erdnüsse gereicht), aber ich habe ihn gern auch einfach angesehen.
Jetzt steht er in Finnland und hat sich vermutlich ein bisschen gewundert über das unkonventionelle Weihnachtsfest, dass sich da vor seinen Augen abspielte. Es fing schon mit dem Weihnachtsbaum an, der nicht erst an Heiligabend sondern bereits am 4. Advent aufgestellt und geputzt wurde und ausserdem ziemlich klein ist. Ich habe dem Nussknacker aber erklärt, dass es nur eine Ausnahme oder besser gesagt ein Kompromiss ist, weil wir kurz nach Weihnachten in den Urlaub fahren aber nicht auf den Baum verzichten wollen. Dann gab es an Heiligabend zur besten Kaffeezeit das Weihnachtsessen, was weder Kartoffelsalat mit Würstchen noch Gänsebraten war, denn wir haben ja seit letztem Jahr an Weihnachten ein Themenessen.
In diesem Jahr wurde mein Vorschlag ausgelost, was mich tatsächlich erstmal ein wenig ärgerte, denn ooooh ein Mumin-Weihnachtsessen! Es hätte Pfannkuchen geben können! Aber die russischen Eier, die Wareniki mit Schaschlik und russischem Möhrensalat und schliesslich der russische Zupfkuchen (jaja, ist gar nicht russisch, hat’s aber im Namen) die da auf den Tisch kamen waren auch sehr lecker. Auf das Thema bin ich übrigens gekommen, weil ich in Tallinn so angetan von den Wareniki war (obwohl sie dort Pelmeni hiessen). Später konnte sich der Nussknacker „Stille Nacht“ als Kanon anhören, der sich (unabsichtlich) ergab als wir in einer Video-Konferenz mit Familie in Deutschland und Estland sangen. Immerhin die Bescherung fand ordnungsgemäß unter dem Baum statt, wo sich zeigte, dass ich in diesem Jahr besonders brav gewesen sein muss.
Am ersten Weihnachtsfeiertag wischte sich der Nussknacker erneut die Augen, denn es gab einfach nur Reste vom Vortag zu essen, wieder am Nachmittag, im Bademantel (Saunapause) und AUF DEM SOFA. Auch sonst waren die Feiertage ausnehmend gemütlich. Wir fuhren Schlittschuh auf dem Stadtsee, spielten Federball in der Turnhalle und viele Brettspiele zu Hause, tranken dabei literweise Tee und assen ähnlich viel Schokolade.
Ein Kommentar zu „Weihnachten 2021“