2022

So. Das war jetzt eine sehr lange Blogpause. Ungeplant und eigentlich auch ohne speziellen Grund. Eine Mischung aus keine Zeit und keine Lust. Ich lese nach wie vor sehr gerne Blogs, muss aber sagen, dass sich das Schreiben inzwischen wie ein ausgelutschtes Bonbon anfühlt. Seit einigen Tagen allerdings ertappe ich mich dabei, wie ich im Kopf Beiträge schreibe. Vielleicht ist ‚keine Lust‘ ja jetzt vorbei.

1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Auf einer persönlichen Ebene ziemlich gut, eine 8.

2. Zugenommen oder abgenommen?
Weder noch.

3. Haare länger oder kürzer?
Auch gleich geblieben.

4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Kurzsichtiger.

5. Mehr Kohle oder weniger?
Gleich viel.

6. Besseren Job oder schlechteren?
Schwer zu sagen. Im neuen Job mache ich nur noch theoretische Experimente. Ich gehe also nicht mehr so wie all die 20 Jahre davor in die Natur oder ins Labor und erforsche das Verhalten von Tieren. Sondern lasse, ganz kurz gesagt, das Ergebnis vom Computer ausrechnen. Das hat einen riesengrossen Vorteil: ich kann im Sommer einfach so 5 Wochen lang Urlaub machen. Was ich mir schon lange gewünscht und auch sehr genossen habe. Andererseits stehe ich aber nicht mehr in der Natur oder im Labor und beobachte Tiere.

7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Weil sich mein Wunsch vom letzten Jahr erfüllt hat und wieder viel mehr möglich war.

8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
Wüsste nicht.

9. Mehr bewegt oder weniger?
Weniger. Seit April ist die Homeoffice-Zeit vorbei und damit auch meine täglichen Streifzüge. Schade, aber ich arbeite trotzdem viel lieber im Büro als zu Hause.

10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Zwei COVID-Infektionen. Einmal zu Ostern und einmal im Advent.

11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Die Erste. Die Zweite war eigentlich sehr ähnlich, hat sich aber nicht so ewig hingezogen.

12. Der hirnrissigste Plan?
Vielleicht bei strömenden Regen und grauenhafter Wettervorhersage trotzdem aus dem Auto zu steigen um einen Tag im Zoo zu verbringen. Wir waren mitten im Nirgendwo in Schweden und es gab auch einfach nichts anderes zu tun. Nach fünf Minuten hörte es auf zu regnen, nach weiteren fünf Minuten kam die Sonne raus und wir hatten einen grossartigen Tag.

13. Die gefährlichste Unternehmung?
Auf der Zugspitze herumzuklettern. Es fühlte sich aber nur deshalb so gefährlich an, weil auch viele andere Menschen da waren und nicht alle von ihnen die nötige Vorsicht und Umsicht walten liessen.

14. Die teuerste Anschaffung?
Ein Laptop. Tolles Teil!

15. Das leckerste Essen?
Das kann ich sofort sagen. Das waren die Spinatknödel mit Käsesosse in Lermoos in Österreich, wo wir nur übernachtet haben, weil es auf der deutschen Seite der Zugspitze keine bezahlbaren Unterkünfte mehr gab. Die ganze Deutschlandrundreise war ein einziges kulinarisches Highlight, aber in der kleinen Gaststätte, in der laut Speisekarte eine Oma die Küche regiert, hat es am allerbesten geschmeckt.

16. Das beste Buch?
Hm. Ich habe einige gelesen und die haben mir durchaus gefallen, aber es war keins dabei, das sich von den anderen abgehoben hätte. Deshalb nenne ich jetzt eins, das ich schon öfter und eben auch 2022 wieder gelesen habe: Drei Männer im Schnee von Erich Kästner. Das nahm ich aus dem Regal als der Krieg in der Ukraine ausbrach und ich etwas für die Seele brauchte.

17. Der beste Film?
Maudie. Ein Film über die kanadische Malerin Maud Lewis. Mit zwei meiner Lieblingsschauspieler:innen in den Hauptrollen.

18. Die beste „CD“?
Ich habe mir zum ersten Mal eine Playlist erstellt. Mit meinen Lieblingsliedern.

19. Das schönste Konzert?
Oh, ich war in so vielen Konzerten wie schon lange nicht mehr. Am schönsten war vielleicht das Weihnachtsoratorium, das ich nicht mehr live gehört habe, seit ich als Studentin selbst im Chor mitgesungen habe.

20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Arbeiten vermutlich.

21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Reisen. Das Jahr fing mit unserem traumhaften Urlaub auf Madeira an, dann verbrachte ich über 4 Wochen in Deutschland, wovon wir 3 umher gereist sind (und hier bedaure ich wirklich sehr, dass ich das nicht verbloggt habe, weil es grossartig war) und hörte mit einer wunderbaren Woche in Nordfinnland, gemeinsam mit Familienbesuch aus Deutschland, auf.

Gesellschaftsspiele spielen. Mit Familie, Freunden und Kollegen. In meiner neuen Arbeitsgruppe gibt es einige Mathematiker:innen und die scheinen sehr gern sogenannte Kenner- und Expertenspiele zu spielen. Seit April haben wir unsere monatlichen Arbeitsgruppentreffen wieder vor Ort und im Anschluss gibt es immer einen Spieleabend. Ich habe solche Spiele noch nie vorher gespielt, war aber sofort angefixt. Einmal sind wir innerhalb unserer 4-5 Stunden mit einer Szene eines Spiels nicht fertig geworden und haben dann am nächsten Tag in einer sehr ausgedehnten (ehem) Mittagspause zu Ende gespielt.

22. Zum ersten Mal getan?
Mir konkrete Gedanken darüber gemacht, was wir tun falls in Finnland Krieg ausbricht. Sehr unwahrscheinlich, aber seit Februar habe ich das (sicherlich naive) Gefühl in absoluter Sicherheit zu leben verloren. In dem Zusammenhang: Vorkehrungen für eventuelle Katastrophen getroffen. In unserem Haushalt gibt es jetzt zum Beispiel Jodtabletten, weil der finnische Staat das empfohlen hat.

Eine Gymnastikmannschaft koordiniert. Wohlgemerkt nicht trainiert, davon habe ich keine Ahnung. Sondern mich um die Finanzen gekümmert, Mannschaftsabende und Wettkampfreisen organisiert, Anschaffungen getätigt und das Sprachrohr zwischen Verein und Eltern sowie zwischen Trainern und Eltern gewesen. Das wird hier grundsätzlich ehrenamtlich von Eltern geleistet und nachdem ich mich all die Jahre mit „aber ich kann doch kein Finnisch“ herausgeredet hatte, fand ich nun, dass ich auch mal dran wäre. Es macht unerwartet viel Spass und frisst unerwartet viel Zeit. Ein Grund für ‚keine Zeit zum bloggen‘.

23. Nach langer Zeit wieder getan?
Urlaub in Deutschland (ausserhalb meiner Heimatstadt) gemacht. Dabei ein paar Orte besucht, an denen ich schon lange nicht mehr war und die ich unbedingt mal wieder sehen wollte: der Darß, Dresden und die sächsische Schweiz. Auf dem Weg nach Deutschland haben wir auch unsere französischen Freunde in Dänemark besucht. Wir bekamen nicht mehr genau zusammen wie lange wir uns nicht mehr gesehen hatten, etwas um die 8 Jahre. Viel zu lang, das Wiedersehen war einer meiner Highlights des Jahres.

24. Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Die Weltlage und die COVID-Infektionen.

25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
In mehreren Angelegenheiten mich, dass ich das schon schaffe. (Hatte Recht.)

26. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich habe zu Weihnachten viele schöne bunte Socken verschenkt.

27. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Zeit und Aufmerksamkeit

28. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Nach dem Weihnachtskonzert des Lieblingschors kam eine der Sängerinnen, die auch meine Kollegin ist, zu mir und sagte, sie fände es immer so schön wenn sie mich im Publikum entdeckt. Dann hätte sie jemanden für den sie singen kann und es mache ihr gleich noch mal so viel Spass.

29. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Der Nikolaus war da! (Wir hatten in der Nikolausnacht einen fünfjährigen Übernachtungsgast und ach, es war so toll mal wieder diese unbändige Begeisterung zu erleben.)

30. Dein Wort des Jahres?
Spieleabend

31. Dein Unwort des Jahres?
Spezialoperation

32. Dein Lieblingsblog des Jahres?
Alle in der Blogroll.

33. Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
Frieden. Für mich persönlich eine berufliche Perspektive. (Vertrag läuft mal wieder Mitte des Jahres aus.)

(2021, 2020, 2019, 2018, 2017, 201620152014201320122011201020092008)

Alltagsfotos 5/5 2022

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7:59 Uhr – Ich bin in diesem Jahr äusserst uninspiriert mit den Fotos. Naja Punkte gehen immer. Jedenfalls habe ich gerade Pauline verabschiedet – sie schreibt heute den letzten Test des Schuljahres und dann gehen sie (finnischer Sportunterricht ist einfach herrlich) zwei Stunden auf den Golfplatz Golf spielen – und mache mich jetzt auch abfahrbereit.

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17:13 Uhr – Ich komme zurück nach Hause, ziehe meine Schuhe aus und sehe, dass mein Strumpf kaputt ist und ganz bedröppelt guckt.

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18:40 Uhr – Ich habe Pauline zum Training gefahren und weil heute kurzes Training ist („nur“ zwei Stunden) vertreibe ich mir die Zeit mit einem Freitagabendspaziergang in der Nähe. Lange stehe ich auf der Eisenbahnbrücke und vorfreue mich auf den Sommer.

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19:14 Uhr – Leberblümchen!

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20:22 Uhr – Spaziergang und Training sind beendet. Auf der Heimfahrt halten wir noch kurz an der Bücherei um ein vorbestelltes Buch abzuholen. Bemerkenswert ist, dass das Buch für Pauline ist, die bis vor kurzem überhaupt nicht gern gelesen hat. (Freudig hüpfendes Mutterherz!)

Alltagsfotos 4/5 2022

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8:17 Uhr – Vor dem Gehen schnell noch Augentropfen. Die Birkenpollen soll der Teufel holen! (Besten Dank an die liebste Freundin, die mir diese Tropfen empfohlen hat, die sind wirklich super!) Leider kann ich bei mir selbst Augentropfen nur im Liegen verabreichen und nun liege ich hier so schön auf dem Sofa…

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8:34 Uhr – Ich habe mich doch aufgerafft, obwohl es schon wieder regnet. Auf dem Radweg muss man Slalom fahren um keinen Regenwurm zu überfahren.

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17:29 Uhr – Der Arbeitstag war… arbeitsreich. Ich nutze eine Regenpause um nach Hause zu fahren.

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19:44 Uhr – Wir haben Abendbrot gegessen und nun ist der Hamster dran. Ich gehe Löwenzahn pflücken und sehe, dass es draussen jetzt österlich wird.

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20:00 Uhr – Es muss am Wetter liegen. Ich habe das dringende Bedürfnis mich ins Bett zu legen und mir die Decke über den Kopf zu ziehen. Eigentlich möchte ich Robbenfernsehen gucken, aber die sind gerade unterwegs. Also Fischadlerfernsehen. Der Lifestream ist mit Ton und ich höre so viele Vögel singen und rufen. Der Fischadler quietscht auch ein bisschen vor sich hin. Jetzt geht’s mir wieder gut :)

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Alltagsfotos 3/5 2022

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8:25 Uhr – Heute dann doch mal wieder Home Office. Ich erwarte ein Paket und ausserdem regnet und stürmt es. In der Wohnung ist es so finster, dass ich jetzt doch mal das Licht einschalte.

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11:23 Uhr – Trari trara, die Post ist da. In diesem liebevoll verpackten Karton befindet sich ein neuer Staubsauger. Unserer war kaputt und da die Garantie noch (lange!) nicht abgelaufen war, bat man mich das defekte Gerät nach Schweden zu schicken. Erst als es dort angekommen war, schickte man einen Neuen zu uns. Ich freue mich also, dass wir jetzt nach Wochen endlich wieder einen Staubsauger im Haus haben, aber leider ist es das falsche Modell. (AUGENROLL-EMOJI)

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12:04 Uhr – Mittagspause. Heute leistet mir Schorsch Gesellschaft. Wir hatten schon seit vielen Jahren keinen Vappu-Ballon mehr. Dieser hier ist uns quasi zugeflogen. Der Iso klaubte ihn von der sehr hohen Decke des Einkaufszentrums, wo er in der Woche vor Vappu beruflich zu tun hatte. Es tut mir schon leid für das Kind, dem er entglitten ist, aber er bereitet mir echt Freude.

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18:46 Uhr – Feierabend. Pauline kam etwas angeschlagen aus der Schule nach Hause, musste also nicht zum Training gefahren werden und so fiel auch mein geplanter Ausflug zum Gartenmarkt aus. Muss ich mich also anderweitig an Grünzeug erfreuen.

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19:32 Uhr – Ich bin durch den Wald zum See gelaufen und muss jetzt lachen.

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Alltagsfotos 2/5 2022

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8:59 Uhr – Den Rucksack passend zu den Strümpfen ausgewählt gepackt und nun wird’s aber wirklich höchste Zeit loszukommen. Pauline ist – der Streik ist zu Ende – schon vor 10 Minuten in die Schule gefahren. Höchst aufgeregt, denn heute erfährt sie wer ab August, wenn sie auf die „Oberschule“ (7.-9. Klasse) wechselt, ihre Mitschüler sein werden. Ihr grösster Wunsch ist, dass sie mit ihrer deutschen Freundin, die auch auf diese Schule gehen wird und mit der sie quasi seit ihrer Geburt unzertrennlich ist, in eine Klasse kommt. Bei acht Parallelklassen stehen die Chancen nicht allzu gross, aber tatsächlich klappt es :)

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11:33 Uhr – Gemeinsam mit meiner Freundin sitze ich im Kaffeeraum, wir essen Mittag und geniessen den Blick auf den eisfreien (!) See und den Hauch von Grün an den Bäumen. (Wie, ihr seht kein grün? Guckt mal richtig hin!) Die Freundin ist den ersten Tag seit ihrer Covid-Infektion wieder im Büro und wir unterhalten uns darüber wie unschön es ist, dass im Krankheitsfall niemand unsere Arbeit übernimmt, sondern sie sich einfach immer weiter auftürmt. Augen auf bei der Berufswahl!

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17:21 Uhr – Mit einer weiteren Freundin bin ich die Stadt gelaufen um gemeinsam ins Kino zu gehen. Ich komme mir etwas verwegen vor, da ich schon das zweite Mal in fünf Tagen im Kino bin. Aber nach zwei Jahren Pandemie gibt es einiges nachzuholen. Der neue Downton Abbey Film ist „comfort food“, so wie der Vorgänger und die Serie auch, allerdings waren wir uns hinterher einig, dass man es inhaltlich etwas zu gut gemeint hat. (Achtung Spoiler!) Eine Hochzeit, zwei Hochzeitsanträge, zwei andere Anträge, eine Krankheit, ein Todesfall, ein Baby, eine Reise an die Riviera , eine alte Liebesgeschichte, eine unsichere Vaterschaft, ein Filmdreh mit angeschlossenen Dramen… Uff.

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20:54 Uhr – Wir waren im Anschluss noch eine Kleinigkeit essen und trinken und jetzt bin ich auf dem Heimweg. Ich freue mich so über den eisfreien See und die inzwischen wieder ganz schön langen Tage (über 17 Stunden liegen zwischen Sonnenauf- und Untergang).

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21:34 Uhr – Ich habe die Familie begrüsst und gehe nochmal kurz in den Garten, weil dort jetzt wieder Hamsterfutter wächst.

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Alltagsfotos 1/5 2022

Nummer 8 der 5×5 Alltagsfotos im Mai. Ich bin jedes Jahr auf’s neue überrascht, dass ich überhaupt an die Fotoserie denke. Irgendwann mache ich  ein Fotobuch daraus.

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7:56 Uhr – Ich habe mich endlich aus dem Bett gequält, das war heute eine eher schwierige Angelegenheit. Montagmorgen plus Corona-Nachwehen und Pollenallergie… Da heute 9-18 Uhr das Wasser abgestellt wird, lege ich erstmal ein paar Vorräte an.

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8:13 Uhr – Ich frühstücke allein. Das Kind kann den fünften Wochentag in Folge ausschlafen, da die Lehrerinnen und Lehrer streiken. Zur Unterhaltung spiele ich Wordle. Eigentlich spiele ich niemalsnicht Online-Spiele, aber das hier ist toll. Das Allerbeste: man kann es nur einmal am Tag spielen und kommt nicht in Versuchung seinen Tag damit zu verbringen. Ausserdem spielt es meine Mama auch und ich liebe es mit ihr ausführlich die Lösungsworte und die Wege dahin zu besprechen.

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17:45 – Feierabend. Seit Anfang April bin ich zurück im echten office und es ist SO schön! Andere vier Wände, andere Leute, Gespräche auf dem Gang und im Kaffeeraum, Seminare in 3 D, ein fester Schreibtisch mit grossem Bildschirm und bequemen Stuhl davor, Arbeitsgruppentreffen mit Brettspielen, fertig gekochtes Mittagessen… Jetzt aber Heimweg. Angeblich sind 10°C, aber mir pfeift ein eisiger Wind um die Ohren und ich bin froh um meine Mütze und Handschuhe. Und ja, so hübsch sieht finnischer Frühling aus!

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19:12 Uhr – Ich habe das Gefährt getauscht und hole Pauline vom Training ab. Seit die Benzinpreise so hoch sind, lassen wir immer den Verbrauch anzeigen, was echt hilft sparsam zu fahren. Innerfamiliär hat sich ein kleiner Wettstreit darum ergeben, wer die Turnhallentour mit dem geringsten Durchschnittsverbrauch schafft. Als ich auf dem Parkplatz ankomme, habe ich einen neuen Rekord erreicht und muss ein Beweisfoto machen.

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20:26 Uhr – Immer noch kein Wasser und unsere Vorräte sind aufgebraucht… Ich werde erst etwas ungeduldig und dann fallen mir die Menschen in der Ukraine ein.

1/5 2014, 1/5 2015, 1/5 2016, 1/5 2017, 1/5 2018, 1/5 2019, 1/5 2020, 1/5 2022

Die letzten drei Monate im Schnelldurchlauf

Arbeit: Ich habe so viel gearbeitet wie schon lange nicht mehr. Altes Projekt zu Ende bringen und tausend Dinge für das Neue lernen waren an sich schon tagesfüllend. Dann fiel Ende Januar meine Chefin aus familiären Gründen aus und ich musste sie in vielen Angelegenheiten vertreten. Da ich ja gerade erst frisch in der Arbeitsgruppe angefangen hatte, (noch) keine Expertin im Forschungsthema bin und überhaupt gar nicht so richtig wusste wie der Hase läuft Fisch schwimmt, war das sehr sehr herausfordernd. Und zeitraubend. Daher die Stille hier. Gleichzeitig hat es aber auch Spass gemacht und ich habe viel gelernt. Als es Mitte April etwas ruhiger wurde bekam ich eine Corona-Infektion.

Corona: Inzwischen ist die ganze Familie durch damit. Überhaupt kenne ich kaum noch jemanden, der es noch nicht hatte. Fazit: Corona ist wie ein Überraschungsei. Ob man sich bei Kontakt ansteckt, welche Symptome man bekommt, wie schwer man erkrankt und wie lange man braucht um wieder fit zu sein. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass wir drei schonmal die gleiche Krankheit hatten und die dann so unterschiedlich ausfiel. Als Pauline im Februar krank wurde, und das ziemlich heftig dafür, dass es bei Kindern ja nichts weiter ist und sie ausserdem auch geimpft war, da haben wir sie nicht isoliert. Angesteckt haben wir Eltern uns trotzdem nicht. Zwei Monate später hatte plötzlich der Iso einen positiven Test. So richtig wissen wir immer noch nicht wo er sich angesteckt hat, irgendwie auf der Arbeit, aber dort wurde zu dem Zeitpunkt noch Maske getragen (inzwischen sind alle Einschränkungen aufgehoben). Zwei Tage später konnte auch ich dann zwei Teststreifen vorweisen. Trotz unterschiedlicher Symptome war es übrigens bei keinem von uns „nur ein Halskratzen“ oder auch „nur eine leichte Erkältung“. Ganz im Gegenteil ging es uns allen so richtig dreckig und knapp vier Wochen nach meinem positiven Test brauche ich immer noch deutlich mehr Schlaf als vorher.

Teenager: Als Mutter und Vater mit der Seuche im Bett lagen, wurde das Kind dreizehn!!! Die Geburtstagspläne fielen so – danke für nichts, blödes Kack-Virus – zum dritten Mal in Folge ins Wasser. Sie trug es einigermassen mit Fassung und wir machten das Beste draus. Immerhin waren die Gymnastik-Wettkämpfe besser getimt, einer vorher und einer danach. So konnten wir ihre neue Mannschaft zwei mal anfeuern und dabei sein als den strahlenden Mädchen Medaillen um den Hals gelegt wurden.

Politische Lage: Womöglich wird Finnland schon bald der Nato beitreten. Allein die momentane Diskussion darüber wäre noch vor einem halben Jahr undenkbar gewesen. Aber wenn man sich eine über 1000 km lange Grenze mit Russland teilt und mit der Vergangenheit vertraut ist, sieht man den Krieg in der Ukraine auch noch mal aus einer anderen Perspektive. Angst und Sorgen sind hier durchaus präsent und ich kann den Wunsch vieler Finnen gut verstehen jetzt doch der Nato beitreten zu wollen. Auch wenn ich es schade finde, denn ich war immer stolz auf die Neutralität Finnlands und seine Rolle als Vermittler. Aber was will man machen wenn der Nachbar wahnsinnig geworden ist?

Winter, ade: Die Sache mit dem Frühling zieht sich in diesem Jahr ganz besonders in die Länge. Seit Februar liegt zwar irgendwie Frühling in der Luft, aber erst jetzt sind die 80 cm Schnee weitestgehend verschwunden (die Loipenpflege wurde in diesem Jahr am 1. Mai eingestellt – man hätte fünf Monate lang Ski fahren können wenn einem nicht Anfang März der Skistock zerbrochen wäre oder es in den Läden noch welche zu kaufen gegeben hätte) und die Seen tauen in Zeitlupe auf. Immerhin habe ich gestern die ersten kleinen Blättchen an einer Birke gesehen. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben, an allen Fronten.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Als ich letzten August im Impfzentrum meine zweite Dosis Comirnaty bekam, dachte ich mir zwar schon, dass ich noch mal wiederkommen würde, aber dass es so schnell passieren würde habe ich damals nicht erwartet. Und da war ich mit heute sogar schon spät dran – die liebste Freundin im Südwesten hätte ihren Booster schon vor über 3 Wochen haben können. In unserer Gemeinde dürfen die unter 60jährigen (Risikogruppen ausgenommen) erst seit letzter Woche die dritte Impfung bekommen und auch nur dann wenn die Zweite schon mindestens 5 Monate her ist. Das wäre bei mir vorgestern gewesen. Da war ich aber den ganzen Tag damit beschäftigt Fische zu vermessen. Gestern ebenso, aber ob ich bei -25°C zum Impfzentrum spaziert wäre (man darf derzeit einfach immer ohne Termin kommen) weiss ich sowieso nicht. Heute war es 28°C wärmer (!) und die Fische fertig vermessen, da konnte ich gut den Impfspaziergang antreten. Man ist dann beim dritten Mal kein bisschen mehr aufgeregt: reicht routiniert die Krankenkarte an der Plexiglasscheibe vorbei, schreitet in den angewiesenen Warteflur, wartet ein paar Minuten bis man aufgerufen wird, geht ins Behandlungszimmer, zieht den linken Arm aus dem Pullover, hört sich kurz an warum man heute zur Abwechslung mal Moderna bekommt, steckt den Arm wieder in den Pullover, setzt sich 15 Minuten lang zurück in den Flur und verlässt freundlich dankend das Impfzentrum.

Neu war heute, dass ich direkt in die nächste Tür des Gebäudes wieder rein ging. Dort befindet sich ein (Vor-) Wahllokal, denn Finnland wählt mal wieder. Es gab kürzlich eine Gesundheitsreform, deren grösste Änderung beinhaltet, dass die 321 Gemeinden des Landes, die sich bisher um Gesundheit und Soziales gekümmert haben, in 21 Verwaltungseinheiten (Landkreise?) zusammengelegt werden. Der Gedanke dahinter war Bürokratie einzusparen, aber böse Zungen behaupten, dass jetzt alles nur noch komplizierter wird. Wir werden sehen. Jedenfalls sollen die Vertreter jeder Verwaltungseinheit demokratisch gewählt werden. Eigentlich immer gemeinsam mit den Kommunalwahlen, aber da die ja erst letzten Sommer waren, gibt es jetzt einmalig eine extra Wahl. Es wird eine extrem niedrige Wahlbeteiligung erwartet, weil eben gerade erst eine Wahl war und niemand so richtig durchzublicken scheint worum es eigentlich geht. Dabei wird es einem hier so einfach gemacht. Es gibt leicht verständliche Artikel in denen alles erklärt wird, es gibt die tollen Wahl-O-Mate (in sechs Sprachen!) und wie immer kann man bereits im Vorfeld an vielen strategisch günstigen Orten wie Supermarkt, Bibliotheken und Sportplätzen (Pandemie-gerecht draussen) wählen gehen. Und jetzt auch im gleichen Gebäude wie das Impfzentrum, wie genial ist das denn bitte?

Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls darüber, dass ich als nicht Finne wählen darf (tatsächlich beinhaltet die Reform auch eine Verordnung, die besagt dass jeder Patient das Recht hat in seiner Muttersprache behandelt zu werden oder zumindest in einer Sprache die er beherrscht) und dass ich der leider auch hier hoch ausschlagenden Omikronwelle nun etwas geschützter entgegen treten kann.

2021

1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
2021 war so viel besser als das Jahr davor. Eine 7.

2. Zugenommen oder abgenommen?
Wie immer wurden gegen Ende des Jahres die Hosenbünde etwas knapp.

3. Haare länger oder kürzer?
Grauer

4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Was meint ihr passiert wenn die Haare grauer werden?

5. Mehr Kohle oder weniger?
Etwas weniger aufgrund von drei Monaten Arbeitslosigkeit. Aber genug.

6. Besseren Job oder schlechteren?
Erst gar keinen, dann den Alten und seit zwei Monaten einen Neuen. Hat mir alles gefallen :)

7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Etwa gleich viel.

8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?

9. Mehr bewegt oder weniger?
Mehr. Zusätzlich zu den fast täglichen Frischluftrunden habe ich viel Yoga gemacht. Die esoterische Komponente ist immer noch nichts für mich, aber die körperlichen Übungen tun unheimlich gut. Und auf YouTube gibt es eine grosse Auswahl an Lehrern mit unterschiedlichen Schwerpunkten und zur Not kann man während etwaigen Geschwafels einfach schon ein bisschen weiter turnen.

10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Eine. Ich hatte die erste Ohrenentzündung meines Lebens.

11. Davon war für Dich die Schlimmste?
Die war unangenehm, aber nicht wirklich schlimm.

12. Der hirnrissigste Plan?
Überhaupt Pläne zu machen.

13. Die gefährlichste Unternehmung?
Wie schon im letzten Jahr: unter Menschen gehen. (Wie traurig.)

14. Die teuerste Anschaffung?
Einen Geschirrspüler. Der Alte gab nach nur 5 Jahren den Geist auf… Immerhin konnten wir den Neuen im Vergleich zum Vorgänger (war schon im Haus) selbst aussuchen und haben jetzt ein viel effizienteres und vor allem – ah! herrlich! – leiseres Gerät.

15. Das leckerste Essen?
Ich habe in diesem Jahr viel Leckeres gegessen und wähle davon jetzt einfach unser russisches Weihnachtsessen, weil ich mich so gern daran erinnere.

16. Das beste Buch?
All the light we cannot see (Alles Licht, das wir nicht sehen) von Anthony Doerr.

17. Der beste Film?
Ensilumi (Erster Schnee) – ein finnischer Film in dem der iranische Regisseur Hamy Ramezan seine Kindheitserlebnisse verarbeitet. Als er gemeinsam mit seiner Familie als Flüchtling nach Finnland kam und schliesslich wieder abgeschoben wurde. Der Film ist eher eine Beobachtung, fein und leise. Es ist der Film der ausnahmslos alle Kinobesucher zum Weinen brachte.

18. Die beste „CD“?

19. Das schönste Konzert?
Ich war nur in einem, aber das war super schön: das Filmkonzert lumiukko (Der Schneemann).

20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Zu Hause sein. Erst arbeitslos und dann fast ausnahmslos im Homeoffice.

21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Nicht zu Hause sein.

22. Zum ersten Mal getan?
Zum Coronatest gegangen (gleich am 01.01.), Laskiaispulla gebacken, einen Corona-Schnelltest zu Hause gemacht, ein Impfzentrum besucht um mich gegen Corona impfen zu lassen, mit Hechten hantiert, einen Escape Room besucht und geknackt, nach Madeira gereist. In der Reihenfolge.

23. Nach langer Zeit wieder getan?
In den Tag gelebt, eine Ausstellung angeschaut, die liebste Freundin besucht (und über ihre grossen Kinder gestaunt), nach Estland gereist, vor Ort (!) Gymnastikwettkämpfe angeschaut und mich mit Differentialgleichungen befasst.

24. Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Die nicht enden wollende Pandemie. Ein paar Sorgen.

25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Leute, lasst euch impfen!

26. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Eine Regenbogenparty ausgerichtet.

27. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Einen Besuch im Escape Room. Das war so so so toll!

28. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
You got the job.

29. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich habe den Job.

30. Dein Wort des Jahres?
Impfung

31. Dein Unwort des Jahres?
Pandemie

32. Dein Lieblingsblog des Jahres?
Alle in der Blogroll.

33. Dein größter Wunsch fürs kommende Jahr?
Dass die Pandemie zur Endemie wird, bittedanke.

(2020, 2019, 2018, 2017, 201620152014201320122011201020092008)

Impfwoche

Dies war eine gute Woche für unsere kleine Familie.

Seit letzten Montag sind wir in der Impfreihenfolge bei der momentan letztmöglichen Altersgruppe der 12-15jährigen angekommen. Die zwei Impfzentren unserer Stadt boten für die Kinder und Jugendlichen direkt Pop-up-Impfungen an. Heisst also man darf einfach auftauchen, ohne Termin. Pauline hätte sich ihre am liebsten sofort am Montag geben lassen, aber die dusselige Mutter hatte ihre Krankenkarte mit in die Fischforschungsstation geschleppt und kam erst am Abend wieder nach Hause. Am Dienstag dann wollte sie wiederum nicht so gern für den Fall von Unwohlsein am nächsten Tag. Da war nämlich der erste Schultag nach den Sommerferien und das ist was, was man im Allgemeinen nicht so gern verpasst. Am Mittwoche dann fragte die Klassenlehrerin in die Runde ob schon jemand geimpft sei und 24 (!) von 27 frischen Sechstklässlern hoben die Hand. Pauline und ein weiteres Mädchen gaben bekannt, dass sie sich direkt nach Schulschluss impfen lassen würden. Das sind also 96% in den ersten drei Tagen und das, obwohl man sich ab nächster Woche auch ohne jeglichen Aufwand in der Schule impfen lassen kann. Beachtlich.

Der Mittwoch stellte sich übrigens als goldrichtiger Impftag aus. Am Morgen hatte das vorfreudig aufgeregte Kind schon den Frühstückstisch verlassen als meine Tasse noch voller Tee war und so las ich zur Beschäftigung die lokalen Nachrichten. Und da stand, dass in der Vorwoche erstmalig Impfdosen übrig geblieben waren und deshalb könne man ab Mittwoch und so lange der Vorrat reicht seine Zweitimpfung vorziehen, jedenfalls wenn die Erste mehr als zwei acht Wochen her ist. Meine war ja schon 10 Wochen her und mit den stetig steigenden Fallzahlen (erst letzte Woche gab es wieder einen neuen Tagesrekord) scharrte ich schon ziemlich mit den Hufen auf das es endlich Ende August würde. Das Scharren konnte ich nun einstellen, auch hier durfte man einfach ohne Termin kommen.

Ich holte also Pauline von der Schule ab, wir radelten die paar Meter zum Impfzentrum und währenddessen erzählte sie wie ein Wasserfall vom ersten Schultag und der neuen tollen Klassenlehrerin und den neuen netten Mitschülern. Im Impfzentrum war es wieder gut voll, die Schlange an der Anmeldung ging bis raus. Aber zack waren wir dran und ich reichte zwei Krankenkarten an der Plexiglasscheibe vorbei. Wir wurden in zwei unterschiedliche Flure zum Warten geschickt und waren deshalb kurz konsterniert. So war das nicht geplant. Eine Krankenschwester aber, die dafür da war um umherzugehen und schon Geimpfte zu fragen ob es ihnen gut geht, bekam das mit und nahm sich Pauline an. Ich ging also in meinen Warteflur, setzte mich, da hörte ich auch schon meinen Namen. Im Impfzimmer waren zwei Damen im deutlichen Rentenalter. Das hatte ich schon gelesen, dass für die Impfungen Krankenschwestern in Rente rekrutiert wurden. Beide waren sehr nett und kompetent und vor allem auf zack. „Die Einzelheiten weisst du ja schon vom ersten Mal, deinen eigentlichen Termin lösche ich jetzt gleich, da brauchst du dich nicht mehr drum kümmern.“ sagte die Eine, während mich die Andere impfte. Fertig. Als ich wieder raus kam stand Pauline plötzlich in „meinem“ Flur. Eine andere Krankenschwester hatte sie gebracht, nun sollte sie doch hier warten. Und so konnte ich sie doch noch begleiten, auch wenn wir uns hinterher einig waren, dass es gar nicht schlimm war und sie das auch allein geschafft hätte.

Am Freitag hatte der Iso regulär seinen zweiten Impftermin und jetzt sind wir zwei Mal zweifach geimpft und einmal einfach. Und erleichtert und froh.

Schritt für Schritt

In Finnland haben inzwischen 45% der Bevölkerung die erste Corona-Impfung erhalten und seit heute gehöre ich auch dazu. Es geht voran. Langsamer als erhofft, aber voran. Als ich gestern im Impfzentrum sass und darauf wartete aufgerufen zu werden, wurde mir erst mal richtig bewusst was für eine Meisterleistung da vollbracht wurde. Anderthalb Jahre nach den ersten Krankheitsfällen sind wir schon SO WEIT!

Wie die liebste Freundin berichtete, impft Finnland schlicht in absteigender Altersreihenfolge. Es gibt zwar geringfügige Unterschiede zwischen den Provinzen und Gemeinden wann nun genau welche Altersgruppe dran ist. Und die Terminvereinbarung wird auch unterschiedlich gehandhabt. Aber eins ist es überall: unkompliziert.

Bei uns erklickt man sich den Termin auf einer Webseite der Stadt oder (je nach Arbeitgeber) auf der Webseite des Betriebsarztes. Anfangs brachen die Seiten wohl regelmässig zusammen. Immer dann wenn eine neue Altersgruppe dran war. Also stellte man von 5-Jahrgangs-Gruppen (z.B. alle 65-70jährigen) auf 2-3 Jahrgänge um und nun klappt es ganz gut. Seit gestern durften sich alle 43-44jährigen einen Termin holen (sowie natürlich nach wie vor alle die älter sind oder zu Priorisierungsgruppen gehören). An und für sich wäre es mir auf ein paar Tage eher oder später nicht angekommen, aber da ich (das wird jetzt gleich sehr merkwürdig klingen) am Sonntag voraussichtlich verreise, wollte ich das schon ganz gern vorher erledigt haben. Ich blieb also am Vortag bis Mitternacht auf und probierte es zuerst beim Betriebsarzt. Da waren aber wohl um 0.01 Uhr doch einige unterwegs und nach mehreren erfolglosen Einloggversuchen (wie immer und überall über die Bank-App) wechselte ich zur Stadtseite. Dort lief es flüssig und ich nahm einfach den ersten freien Termin, heute 9:05 Uhr. Passt sowieso besser, denn das Impfzentrum liegt in unserem Stadtteil. (Mit – es ist auch nicht alles gut in Finnland – trauriger Vorgeschichte: nämlich in der seit Anfang des Jahres geschlossenen Ortsteil-Poliklinik.) Das lange Aufbleiben wäre allerdings gar nicht nötig gewesen. Eine Freundin holte sich ihren Termin erst am Morgen und ist nur 24 Stunden nach mir dran.

Ich radelte heute also durch strahlenden Sonnenschein und – wie praktisch für einen Impftermin – nur im T-Shirt zum Impfzentrum. Dort war ganz schön was los, zwei Parkplatzanweiser dirigierten die Autos hin und her. Drinnen brauchte ich nur meine Krankenkarte vorzeigen und durfte mich dann in einen der vier Gänge setzen. Erst dachte, dass die vielen anderen Leute, die dort sassen, alle noch vor mir dran wären (was mich wunderte, denn es war 9:04 Uhr). Aber als eine freundliche Krankenschwester vorbei kam und fragte ob es allen gut geht, wurde mir klar, dass man hier auch seine 15 Minuten danach wartet. Dann dachte ich, wie gesagt, über menschliche Meisterleistungen nach und anschliessend darüber, wie mehrere Leute im Internet beschrieben haben, dass die erste Impfung eine ziemlich emotionale Angelegenheit war. Und horchte in mich rein. Aber nein. Vielleicht liegt es ja daran, dass die ganze Impferei hier von Anfang an ziemlich unaufgeregt und fair zuging.

Nach ein paar Minuten wurde ich in eins der Behandlungszimmer gerufen. Dort waren zwei weitere super nette Krankenschwestern. Eine sass am Computer, bat mich ihr meine Sozialversicherungsnummer anzusagen und tippte dann alles nötige ein. Die andere erzählte mir, dass ich gleich Comirnaty bekommen würde, zählte mögliche Nebenwirkungen auf und bat mich dann meinen Arm kurz zu entspannen. Pieks, Pflaster und dann bekam ich nur noch einen Zettel mit dem Zweittermin (12 Wochen später –  das Ziel ist erstmal so viele Leute wie möglich) und ein paar Informationen in die Hand und einen schönen Tag gewünscht. Im Gang war es inzwischen zu voll, also setzte ich mich neben die Anmeldung. Weise Entscheidung, denn langweilig wurde es da nicht.

Zuerst studierte ich mal den Zettel. Die ersten zwei Sätze lauten: ‚Nach der Impfung kannst du dein Leben ganz normal weiterleben. Also zum Beispiel in die Sauna gehen oder Sport treiben.‘ Ich grinste in mich rein, da waren die zwei wichtigsten finnischen Beschäftigungen aufgeführt. Dann sah ich eine Turnmitmutter aus einem der Behandlungszimmer treten und wir jubelten uns augenblicklich mit unseren Zetteln zu. Sie suchte sich einen Platz zum Warten und ein Herr kam herein und sagte: „Ich hätte gerne eine Impfung.“ „Wann ist denn dein Termin?“ „Termin???“ Es ist erstaunlich wie manche Leute durch’s Leben gehen. Ich bewunderte die Dame am Empfang dafür, wie sie mit unglaublicher Freundlichkeit und Engelsgeduld erklärte warum man einen Termin braucht und wie man den bekommt. Und für „Und wenn du dann deinen Termin hast und wiederkommst, sei doch bitte so nett und nimm dir am Eingang eine Maske, setze sie auf und halte Abstand.“ Eine Krankenschwester kam vorbei und fragte wie es mir geht. Ein alter Mann trat ein und sagte er hätte gleich einen Termin. Nach ein bisschen herumsuchen im Computer stellte sich heraus, dass er einen Tag zu früh gekommen war. „Kommen Sie doch bitte morgen wieder!“ „Morgen?“ fragte der Mann leicht verzweifelt und dann bemerkte wohl auch die Schwester, dass er ziemlich fertig aussah, so als ob es ihn viel Kraft gekostet hätte überhaupt hier her zu kommen. „Oooooder wäre es Ihnen lieber gleich heute dran zu kommen?“.

Nach 15 Minuten stand ich auf, bedankte mich bei den Damen am Empfang, ging raus und schloss mein Fahrrad ab. Als jemand hinter mir „Ach Hallo!“ sagte. Also auf Deutsch. Es war eine Bekannte, die ich länger nicht gesehen hatte und die schon zum zweiten Impftermin kam. Wir tauschten uns noch kurz über die momentanen Einreisebestimmungen in Deutschland aus, wo auch sie diese Woche noch hinfährt, und dann fuhr ich nach Hause. Und war geimpft und schon doch ziemlich froh.

In den Nachrichten war gestern zu lesen, dass Finnland die angestrebte Impfquote von 70% voraussichtlich noch diesen Monat erreichen wird, aber dass die Quote vermutlich doch nicht für eine Herdenimmunität ausreicht. Zum einen weil man mit nur einer Impfung immer noch erkranken und das Virus übertragen kann. Zum anderen weil andere Teile der Welt noch nicht so weit sind und so das Virus immer wieder neu ins Land gebracht werden kann. Und übrigens auch mutieren und dabei die Impfwirkung umgehen. Deshalb: wer es vielleicht nicht aus Solidarität tun möchte der kann ja einfach für sich selbst spenden :)

Alltagsfotos 5/5 2021

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10:23 Uhr – Immer wenn ich beim Arbeiten scharf nachdenken muss wandert mein Blick zum Futterhäuschen. Heute ist dort überhaupt nichts los und ich gehe mal gucken ob vielleicht das Futter alle ist. Ist es nicht, aber bei der Gelegenheit kann man auch gleich gucken wie weit die Tulpen denn so sind. Für die angenagten Blattspitzen sind übrigens Hasen verantwortlich – das war das Erste was noch im März rausgeguckt hat.

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11:15 Uhr – Ah, da sind sie ja!

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13:02 Uhr – Der Iso hat Feierabend und ich ziehe mein Homeoffice in Paulines Zimmer um. Fühle mich hier immer beobachtet und arbeite extra fleissig.

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13:41 Uhr – Jetzt ist auch Pauline da, Umzug Nummer 2. Eindeutig der gefährlichste Arbeitsplatz, was die Arbeitsmoral angeht.

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16:36 Uhr – Frischluftrunde. Ich habe auch schon das Wochenende eingeläutet. Die Arbeitswoche war zäh und frustrierend. Dabei weiss ich genau, dass es (mir) mit dem Schreiben immer so geht. Tagelang kommen keine neuen Worte auf’s Papier und man denkt man käme überhaupt nicht voran. Dabei sortiert der Kopf nur in Ruhe die Gedanken und dann am Freitag Mittag setzt man plötzlich die Finger auf die Tastatur und schreibt 1500 Wörter am Stück. Und kann entspannt ins Wochenende gehen.

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Alltagsfotos 4/5 2021

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7:52 Uhr – Nur noch schnell Betten machen, dann kann ich anfangen zu arbeiten. Mein Blick wandert mehrmals zwischen dem grauen Morgen mit Schneeregen vorm Fenster und meinem Bett hin und her. An manchen Homeoffice-Tagen braucht es verdammt viel Willenskraft.

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11:14 Uhr – Mittagspause. Weil ich nicht schon wieder mutterseelenallein meine Suppe löffeln möchte, schalte ich mir eine Folge Mumins an.

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16:51 Uhr – Ich habe Pauline zum Training gefahren, das Auto an der Turnhalle stehen gelassen und laufe jetzt die zweidrei Kilometer in die Innenstadt um Besorgungen zu machen. Mein Chai Tee ist beispielsweise alle und das geht gar nicht. Auf dem Weg quere ich den Hauptcampus, den ich sehr mag.

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20:27 Uhr – Lust hat um die Uhrzeit keiner mehr, aber was muss das muss. Der Käfig vom nachtaktiven Haustier braucht eine kleine Reinigung.

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21:10 Uhr – Ein Fest jagt das Nächste. Bald hat wieder ein Patenkind Geburtstag und dieses Mal kann ich das Geschenk leider nicht persönlich vorbei bringen. Dafür kann ich schöne Briefmarken aufkleben. Herzchenaugen für den Wellenrand.

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Alltagsfotos 3/5 2021

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7:14 Uhr – Wir haben gefrühstückt, Pauline ist im Bad und ich sitze hier noch so. Ich giesse mir eine zweite Tasse Tee ein und sehe nach dem Wetter. Beim Blick auf nächste Woche fange ich an zu quieken. Hoffentlich klappt das.

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10:41 Uhr – Departmental meeting. Da muss man nur zuhören und kann nebenbei noch andere Dinge machen. Eichhörnchen beobachten, zum Beispiel.

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16:32 Uhr – Fertig gearbeitet. Ich bin auf dem Weg zum Patenkind und habe die landschaftliche schöne Strecke gewählt. Herrlich, dieses Frühlingslicht.

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17:09 – Geschenk überreicht und auf dem Rückweg wollte ich eigentlich in die Stadtteilbücherei. Die hat jetzt nämlich auch wieder unbemannt nach 16 Uhr auf, dachte ich jedenfalls gelesen zu haben. Dann bekommt man mit seiner Büchereikarte Einlass, wie ich hier schön demonstriere. Beziehungsweise nicht. Es steht nämlich deutlich auf dem Display, dass sie gar nicht aufhat und alles piepsen mit der Karte öffnet den Sesam auch nicht.

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19:32 Uhr – Wo ich jetzt gern wäre: auf dem Sofa. Aber dem lernenden Kind – das derzeit einen Test nach dem anderen schreibt, weil bald Notenschluss ist – raucht der Kopf. Es möchte an die frische Luft, aber nicht allein. Es möchte Fussball spielen.

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Alltagsfotos 2/5 2021

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9:18 Uhr – Der Dienstag ist mein Lieblingswochentag. Es ist der einzige Tag, an dem die Schule nicht um 8 beginnt, sondern wir dann erstmal frühstücken. 

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12:10 Uhr – Mittagspause. Spannend, was?

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13:40 Uhr – Das erste Familiemitglied ist nach Hause gekommen, das Zweite folgt gleich und bringt eine Freundin mit. Ich bin unterwegs zur *Trommelwirbel* Uni. Ich muss den nächsten Schwung Laborjournale abholen und wenn ich sowieso da bin, werde ich die Gelegenheit nutzen mal ein paar Stunden ungestört auf einem bequemen Bürostuhl und mit grossem Bildschirm vor der Nase zu arbeiten. Die 14-Tage-Inzidenz  von Mittelfinnland liegt bei 5,9 (EINSTELLIG!), in unserer Stadt gab es jetzt mehrere Tage in Folge null Fälle und die Uni ist gähnend leer. Draussen ist die dominierende Farbe immer noch grau, aber die Sonne scheint.

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20:31 Uhr – Ich bin zurück zu Hause und habe schon 1,5 Stunden mit meiner Mama geskypt. Jetzt beobachte ich eine Wacholderdrossel, die minutenlang auf unserer Wiese steht und umher schaut als stünde sie mitten auf einem Jahrmarkt. Ab und zu düngt sie den Rasen.

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20:49 Uhr – Mir ist wieder eingefallen was ich eigentlich machen wollte. Mein jüngstes Patenkind hatte letzten Samstag Geburtstag und morgen bringe ich ihr endlich das versprochene Geschenk vorbei.

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